Guter Stoff

02.11- 19.11.2020

Wir sind, wie ja schon berichtet, seit etwas längerer Zeit in Ziguinchor. Unsere Bremse ist wieder heil. Nun berichten wir über unser neues Projekt.

Wir sitzen also in unserem Hippo machen uns ein paar Gedanken, ob wir unser Bett verbreitern. Wir haben uns in den 3,5 Jahren zwar an unsere 1,10 Breite gewöhnt, aber warum nicht mal was verändern. Gerade bei den warmen nächtlichen Temperaturen ist ein bisschen mehr Platz doch schöner.

Der Umbau geht aber nur, wenn wir das Bett quer setzen. Das bedeutet im gleichen Zug, das der Wassertank unterm Bett weg muss. Auch das Bad muß für unsere Idee weichen. Dann können wir ja noch die Küche auf der anderen Seite platzieren. Die Ideen wachsen.

Und wir spinnen weiter: „Ein kompletter Umbau währe doch auch nicht schlecht.“ Es ist schon was anderes, ob man sein WoMo nur im Urlaub nutzt oder drin lebt. Die Beanspruchung ist weitaus höher und das Interieur ist ja auch schon etwas in die Jahre gekommen.

Also ein total Umbau, warum nicht?

Und hier kommt die Challenge : „Ist es möglich ein WoMo nach europäischen Standard, auf afrikanischem Boden, mit begrenzten Möglichkeiten und dazu noch an einem öffentlichen Ort (wir stehen direkt vor dem Stadion), umzubauen?“ 

Unsere Interesse für das neue Projekt ist geweckt.

Insbesondere wollen wir auch unsere Erfahrungen nach 3,5 Jahren wohnen im WoMo mit einfließen lassen. Reparaturen sollen so einfach wie möglich sein.

So sehen die ersten Baumaßnahmen aus :

  1. Der 250 Liter Wassertank wird entfernt.Wir stellen auf Wasserkanister um.(haben dann 13 Kanister a 20 Liter Wasser) Ihr fragt euch sicher warum wir das machen. Man kann mit einen großen Wassertank doch ziemlich lange autark stehen und es ist doch so bequem. Ja alles richtig. Jedoch haben sich für uns auch einige Nachteile herausgestellt. Auf die wir im weiteren Bericht noch eingehen werden.
  2. Abbau der Abflussrohre und Wasserleitungen
  3. Elektrik optimieren
  4. Abbau von Bad, Küche und Bett

Unser Plan sieht vor :

  1.   Vergrößerung des Bettes auf 1,40m
  2.   Die Küche soll auf die andere Seite
  3. Vergrößerung der Sitzgruppe 
  4. Alle Wände weiß streichen
  5. Unsere Trockentoilette bekommt eine eigene Garage

Ein Umbau von 6 Quadratmetern während man gleichzeitig darin wohnt und Kisten und Klamotten nur begrenzt draußen lagern kann, ist schon eine Herausforderung.

Der Abbau ist schnell erledigt. Um unser Auto sammelt sich das Baumaterial.

Wir versuchen so viel wie möglich von unseren ausgebauten Materialien wieder zu verwenden. Das spart Ressourcen und Geld. Trotzdem fällt der ein oder andere Weg zum „Baumarkt“ an.

Hier finden wir fast alles was wir benötigen. Farbe, Pinsel, Schrauben. Wir brauchen noch etwas Verdünnung. Die bekommen wir in Weinflaschen abgefüllt. Noch ein schönes Etikett drauf. Fertig.

Auch eine Art von Recycling. Hoffen wir mal das alle diejenigen, die Verdünnung zu Hause haben, auch lesen können.

Wir benötigen noch ein paar Sperrholzplatten. Qualität hat ihren Preis und der ist sehr günstig. Die Platten sind teilweise so krumm, dass wir viel Verschnitt haben.

Ein guter Stoff für unsere neue Sitzecke wird ausgesucht, dazu Schaumstoff für die Sitzpolster. Diese lassen wir vor Ort anfertigen. Einen Tag später können wir sie schon abholen. Die neue Matratze holen wir unterdessen mit dem Fahrrad ab.

Der Umbau geht zügig voran. Und nach knapp zwei Wochen ist bis auf ein paar Kleinigkeiten alles fertig gestellt. Nur am Rande bemerkt, wir haben jeden Tag so um die 35 Grad. Die Afrikaner sind sehr erstaunt, wie schnell die „Deutschen“ die Sache angehen. Das sind sie nicht gewohnt.

Das Ergebnis gefällt uns gut. Der Raum wirkt größer, heller und moderner. Die restlichen kleinen Arbeiten werden wir unterwegs noch fertig stellen. Für die nicht mehr benötigten Materialen wurden schnell Abnehmer gefunden. Es gibt immer jemanden, der etwas brauchen kann. So sind wir wieder in unserem Element. Verkaufen, Verschenken oder einfach Tauschen.


Hier im Anschluss noch die Auflistung der Vor und Nachteile die sich für uns gezeigt haben.

250 L Wassertank

Vorteile:

– großer Wasservorrat bequem verfügbar

Nachteile:

– schlechte Reinigung vom Wassertank

– längere Standzeit des Wassers

– Befüllung mit Schlauch oder umständlich mit Gießkanne

– oft war die Entnahme aus Brunnen mit einer normalen Pumpe nicht möglich, weil der Wasserstand sehr tief war.

Wasserkanister

Vorteile: 

  – leichte und unkomplizierte Befüllung

– leichte Reinigung

 – leichter Austausch bei Defekt

– man bekommt überall mal schnell einen Kanister Wasser gefüllt

– Kanister und Filteranlage stehen direkt unter der Spühlschüssel, daher kurze Wege und Leitungen (weniger Anfällig für Undichtigkeiten)

Nachteile:

– nicht so komfortabel da man die Kanister tragen, heben und austauschen muss

Abwasserleitung:

Vorteile:

– Wasser läuft aus der Spüle automatisch weg

Nachteile:

– wenn das Auto nicht gerade steht, läuft das Wasser nicht gut ab.

– Abwasserrohre riechen oft unangenehm 

Ohne Abwasserleitungen

Vorteile:

– alle Löcher im Boden (ehemals Ablauf für Dusche, Küche usw.) werden dicht verschlossen. So haben Krabbeltiere und Nager einen schwereren Zugang.

Nachteile:

– Das Abwasser, was jetzt in der Schüssel ist, muß rausgetragen werden

Nun wird der ein oder andere wohl sagen: „back to the roots, ist ja super, aber was ist mit duschen?“ Da wir eh die Außenduscher sind, stellt sich für uns die Frage nicht. Unsere Dusche hatten wir wohl in der ganzen Zeit 3x benutzt.

„Ja aber wo wollt ihr duschen wenn es nicht so warm ist, bei Regen oder im Winter?“

Dann werden wir uns was neues einfallen lassen.Vielleicht bauen wir dann eine Dusche im Eingangsbereich. Ist eh besser, da die Feuchtigkeit so schneller abzieht.

Als Nächstes werden wir uns noch um einen Tisch für die Sitzgruppe und den Boden kümmern.

Die Umsetzung des Projekts hat trotz vielem Hin-und Herräumen Spaß gemacht. Die Temperaturen waren jedoch sehr schweißtreibend. Nun geht es Ende der Woche erst einmal wieder auf Tour nach Cap Skirring.