23.08- 30.08.2024
Von Tana geht es Richtung Westen. Wenn man durchs Land reisen will, nimmt man am besten den Bus und bringt viel Zeit mit, oder man mietet sich einen Leihwagen. Man kann nicht auf eigene Faust mit Leihwagen durchs Land fahren. Du mietest immer einen Wagen inklusive Fahrer. Was ich auf Grund der doch sehr schlechten Straßenverhältnisse ganz gut finde. So bist du wenigstens nicht dafür verantwortlich, wenn an dem Fahrzeug etwas kaputt geht.
In den nächsten sieben Tagen reise ich mit einer netten Gruppe Richtung Westen. Eine Tour, wie diese, währe alleine viel zu teuer. Und so schliessen wir uns alle zusammen.
Am ersten Tag geht es mit dem Auto nach Antsirabe. 5 Stunden Fahrt auf schlechter Straße. Die wunderschöne Landschaft entschädigt für das anstrengende Geschaukel im Fahrzeug.
Ob in Tana oder außerhalb, man hat ständig das Gefühl husten zu müssen. Smok und Rauch sind täglicher Begleiter. Teils liegt es an den vielen sehr alten Fahrzeugen in der Stadt. Teils an der, in meinen Augen, sehr unsinnigen Gewohnheit, ständig irgendwelche Grasabschnitte abzubrennen, oder Holzkohle herzustellen. Überall das gleiche, in ganz Afrika. Schnell geraten die Feuer außer Kontrolle und wenn der Wind sich dreht, beginnen ganze Landabschnitte zu brennen. Ein Löschen ist nicht mehr möglich. Vermehrt wird Militär eingesetzt, um die Bevölkerung am Abrennen der Wälder und Gräser zu hindern. Was wenig nützt. So verschwindet mehr und mehr die einzigartige Tier und Pflanzenwelt von Madagaskar.
In Antsirabe besuche ich morgens noch den Markt, um etwas einzukaufen.
Überall sieht man die Fahradtaxis, die Pousse-Pousse genannt werden.
Am zweiten Tag geht es von Antsirabe nach Miandrivazo. Und glaubt mir, die Straßen werden nicht besser. 7 Stunden beträgt die Fahrt. Vorbei geht es an Reisfeldern. Einige Zebus kreuzen unseren Weg. Teils freilaufend oder wie hier vor den Wagen gespannt.
Das Zebu-Rind gilt in Madagaskar als sehr starkes Rind, dass für alle möglichen Tätigkeiten eingesetzt wird. Wer was auf sich hält, kauft bei Hochzeiten oder Beerdigungen ein Zebu, welches wohl sehr gut schmecken soll. Hast du nicht das nötige Geld, muss ein herkömmliches Rind reichen.
Am 3.Tag tauschen wir das Auto gegen ein 4×4 Fahrzeug um zum Tsiribihina-River zu kommen. Es sind nur einige Kilometer zu fahren.
Eine zweitägige Bootstour in der Piroge ist geplant. Die Pirogen werden beladen. Viel Gepäck muss verstaut werden.
Auf dem Fluß gewinnt man wieder eine andere Perspektive. Auch hier begegnen uns immer wieder die Feuer. Die Landschaft ist in der Winterzeit so trocken, dass ein Funke schon ausreicht, um alles zu entzünden.
Es ist schon lange nicht mehr so kalt, wie zu Beginn der Reise in Tana. 38 Grad sind Durchschnittstemperatur. Der Fluß hat zur Zeit sehr wenig Wasser und uns begegnen ein paar Krokodile. Gut getarnt, sind sie kaum zu entdecken.
Ein wunderschöner Wasserfall lädt zu Baden ein. Herrlich, nach all dem Staub der vergangenen Tage. Ein paar Lemuren wurden hier angesiedelt. Die ursprünglich hier lebende Lemurenart hat sich auf Grund eines Feuers von diesem Platz entfernt. Nur schade, dass die Kleinen für die Touristen angefüttert werden.
Auf der Rivertour schlafen wir in Zelten. Wunderschöne Sonnenuntergänge begleiten uns. Um Zeit zu sparen kocht der Bootsmann das Essen direkt auf der Piroge.
Wir besuchen noch ein Dorf. Der Lehrer erklärt uns stolz, dass er zur Zeit über 700 Kinder in dem Dorf unterrichtet und bitte gleichzeitig um Spenden. Die meisten Kinder in Madagaskar besuchen die Schulen nicht sehr lange. Wie ich ja schon im letzten Bericht geschrieben habe, kostet die Schule Geld. Was die meisten Leute nicht aufbringen können. Viele Schüler haben grade mal die Grundkenntnisse im Lesen, Schreiben und Rechnen.
Nach 2 Tagen Bootstour steigen wir wieder auf ein 4×4 Fahrzeug um. Es geht weiter nach Belo Sur Tsiribihina und dann in ca.5 Stunden Fahrt nach Bekopaka. Vorher müssen wir noch mit der Fähre übersetzen.
In Bekopaka steht der Besuch der beiden Nationalparks Big Tsingy-Tsingy und Smal Tsingy-Tsingy an. Ausgerüstet mit Klettergurten geht es an die Besteigung des Tsingy-Tsingy Areals. Auch durch einige Höhlen führt die Tour. Die Höhlen sind stockdunkel und manchmal so eng, dass man nur kriechen kann. Selbst der Rucksack muss abgenommen und vor einem hergeschoben werden. Nur gut das mittlerweile alle Handys eine Taschenlampenfunktion haben. Wieder einmal wird mir klar, dass ich als Höhlenforscher nicht geeignet bin. Obwohl es Spass macht, sind Dunkelheit und Enge nicht so meine Favoriten.
Dann folgt eine doch sehr anspruchsvolle Klettertour. Und wir werden mit einer atemberaubenden Aussicht belohnt. Tsingy-Tsingy bedeutet in Madagassisch, so viel wie, auf Zehenspitzen laufen. Das wird einem sehr schnell klar, wenn mann versucht das messerscharfe Gestein zu erklettern. Früher haben sich die Menschen hier barfuß über die Steinspitzen beweg. Gut das es heute Wanderschuhe gibt.
Der kleine Tsingy ist vom Klettern her nicht so anspruchsvoll. Er wird Labyrinth genannt und man kann sich beim Wandern auf den engen Wegen schnell verlaufen.
Am letzten Tag steht eine 10 stündige Fahrt an, um die Baobab Alle zu besuchen.
Dieser Baum ist heilig und an seinem Platz wird gebetet.
Baobabs in Love
Ein touristisches Highlight, die Baobabs bei Sonnenuntergang zu sehen. So werden unzählige Touristen hierher gekarrt.
Abgesehen von den vielen Menschen, ist es doch schon ein beeindruckendes Erlebnis. Und es gelingen mir wirklich tolle Fotos. Einfach unvergesslich.
I
In Morondava endet die Tour. Nach einer kurzen Nacht, geht es für mich um 4.30 Uhr mit dem Cotisse-Bus zurück. Der Coisse-Bus ist die etwas bessere Version der Taxi-Borusse und hält nicht alle 10 Minuten, um wieder Leute ein- und aussteigen zu lassen.
Die bessere Version benötigt 17 Stunden zurück nach Tana. Die Straßen, wie schon erwähnt, sehr schlecht. Abbremsen, Gas geben, um Schlaglöcher herum oder durch sie hindurch brettern, sowie hupend und mit überhöhter Geschwindigkeit fahren, verlangen meinem Magen einiges ab. Er möchte sich mehr oder weniger selbständig machen. Aber nicht mit mir, wo kämen wir den da hin, wenn jedes meiner Organe seinen eigen Kopf hätte. Meine Sitznachbarin schläft ein und landet in der nächsten Kurve auf meinem Schoß. Sie redet mit mir, jedoch verstehe ich ihr Madagassisch nicht und sie ist dem Französischen nicht mächtig. Wir lächeln uns an. Ich liebe diese Art der Gespräche, ohne viel Worte, wissen wir was gemeint ist. Nach dem Bus folgen noch 15 Minuten Taxifahrt und ich bin froh, spät in der Nacht meine Unterkunft und endlich mein Bett zu erreichen. Einen Tag Pause habe ich eingeplant und dann wird es für mich in den Osten des Landes weitergehen.