01.03- 23.03.2022
Unseren Freunden in Dakar wollen wir noch einen Besuch abstatten. Sonntags planen wir zusammen einen Ausflug zum Strand. Gemeinsam mit Khadim den Kindern und seinen Hunden, fahren wir in Khadims Auto ans Meer. Da uns einige Tage zuvor nachts ein Handy aus dem Auto geklaut wurde, sind wir nun vorsichtiger geworden. Wir beschließen unsere Wertsachen während unserer Abwesenheit nicht in unserem Auto in Dakar zu lassen und packen unsere Handys, Pässe, Papiere, Geld und unsere Autoschlüssel in den Rucksack. Jörg nimmt noch sein Tablett mit, da er am Strand noch etwas arbeiten will. Ach ja für guten Empfang kommt auch noch der Router mit.
Unser Freund will mit Hunden und Kindern etwas joggen gehen. Auch er packt noch seine Autoschlüssel und sein Handy in den Rucksack und läuft dann los. Kein Mensch ist am Strand.
So legen wir unseren Rucksack in den Sand und wollen uns gerade ein paar Taijiübungen widmen. Zwei Jogger kommen auf uns zugelaufen und grüßen noch freundlich, schnappen sich unseren Rucksack und rennen Richtung Wald. Wir nehmen sofort die Verfolgung auf, laufen hinterher, jagen sie durch den halben Wald. Jörg ist nur noch einige Meter entfernt, da drehen sich die beiden um und ziehen große Messer. Von einem mit Messer hätten wir uns nicht einschüchtern lassen, aber zwei. Mit Psychopathen sollte man sich besser nicht anlegen. Wir brechen die Verfolgung ab.
Was für ein schei…. Sonntag. Alles weg.
Unser Freund hat nur einen Autoschlüssel und sein Wagen eine elektronische Wegfahrsperre. So können wir das Auto nicht so einfach kurzschliessen. Er organisiert sich von einem Passanten ein Handy und ruft seine Freunde an. Auch ein Elektroniker soll mitkommen und versuchen den Waagen wieder in Gang zu bringen. Das Auto kann ja schließlich nicht am Strand bleiben. Während der Elektroniker das halbe Armaturenbrett auseinander nimmt, suchen wir anderen nochmal den Waldabschnitt auf irgendwelche weggeworfenen Papiere ab.
Es wird langsam dunkel. Das Auto ist noch nicht fahrbereit. Ein Freund fährt uns mit dem Taxi zurück. Jörg holt seinen Ersatzschlüssel, fährt mit unserem Auto wieder zum Strand und zieht das andere Fahrzeug mit der Seilwinde aus dem Sand. Das anschließende Abschleppen ist für Jörg nur noch eine Kleinigkeit.
Jeden Tag suchen wir mit der Unterstützung von Freunden und Bekannten das Waldstück ab. Die Freude ist groß, als eher durch Zufall, die beiden Autoschlüssel gefunden werden.
Nach drei Tagen Suche müssen wir doch mal zur Polizei gehen. Da unsere Bekannten auch bei der Polizei Freunde haben, besuchen wir in Dakar das Gebäude der Kriminalpolizei.( Abteilung Recherche) Hier bekommen wir eine Verlusterklärung. Der Ortungsdienst schaltet sich ein, um unsere geklauten Handys zu finden. Alles so, wie man es aus Filmen kennt. Weitere Personen, die eine Ortung nicht so ganz offiziell durchführen, werden ebenfalls beauftragt.
Für den Rest der Erledigungen benötigen wir das was wir am meisten haben. „Zeit“. Bei der Deutschen Botschaft bekommen wir Reisepass und Personalausweis. ( 6 Wochen Wartezeit) Neue Fahrzeugpapiere und Nummernschilder werden beantragt. Die neuen SIM-Karten und Kreditkarten beantragen wir online. Sie kommen zu uns, sobald wieder ein Bekannter von Deutschland in den Senegal fliegt. Um den neuen Führerschein kümmert sich ein Familienmitglied. Handys sind ja schnell gekauft und eine neue senegalesischer SIM-Karte gibt es überall.
Man kann es mal so sehen, der Reisepass hätte eh in 5 Jahren neu beantragt werden müssen, so haben wir wieder 10 Jahre Ruhe.
Was wollen wir nun mit unserer frisch gewonnenen Zeit anfangen?
Wir beschäftigen uns mit Traditioneller Medizin und decken uns an einem kleinen Stand mit verschiedenen Wurzeln und Heilkräutern ein. So kaufen wir zB Kinkelibablätter gegen Magenproblem, Nepnep-Pulver gegen Verletzungen, Lëngeblätter gegen Erkältung, Sumpp Rinde gegen Unwohlsein, Sitti Rinde für feste Nägel und gegen Hautprobleme.
Unser Auto gleicht nun mehr oder weniger einer kleinen Hexenküche.
Ein paar Tage der geschenkten Zeit verbringen wir in Lompoul in den Dünen. Hier treffen wir seit langem mal wieder auf Dromedare. Ein kleiner Affe schaut uns interessiert vom Baum aus zu, als wir unter dem Baum für unser Fahrzeug einen Schattenplatz suchen.
Man kann Zeit eindeutig schlechter verbringen. Die Diebe haben uns unfreiwillig noch was gutes getan. Und genau genommen sind unsere Sachen ja nicht weg, es erfreut sich nur ein anderer dran.