Ein Bonsai in Gambia

18.10- 31.10.2021

Als wir am Strand bei Sonnenuntergang noch ein bisschen Taiji üben, kommt uns eine kleine Katze entgegen gelaufen. Sie ist vielleicht grade mal 1,5-2 Wochen alt. Total abgemagert, mit stark zu gequollen Augen piepst sie uns an. Ein wirkliches Miau bekommt sie gar nicht erst raus. Es sieht so aus, als ob sie uns um Hilfe bittet. Sollen wir uns abwenden und sie ihrem Schicksal überlassen? Wir entscheiden uns ihr zu helfen. Wer weiß, ob sie die Nacht überhaupt überlebt.

Als erstes gibt Anja ihr einen Löffel Haferbrei, dann übernimmt sie draußen die Nachtschicht und füttert das kleine Ding alle 2 Stunden mit eingeweichtem Hundefutter. Am nächsten Morgen, die Pflegemama ist hundemüde und der Nachwuchs hellwach. Das Kleine öffnet langsam die Augen und wird dank der Pflege immer agiler .

Die Mini-Katze hat keine 100g, so nennen wir sie einfach Bonsai. In der zweiten und dritten Nacht muß Bonsai schon alleine draußen bleiben. Wenn sie gehen will, kann sie gehen. Bonsai entscheidet sich zu bleiben. Auch unsere Suche nach einer Katzenmama, vielleicht sogar mit Nachwuchs bleibt ohne Erfolg.

Blöd, denn wir wollen für die nächsten Tag in Richtung Yayeme fahren und unsere Freunde für ein paar Tage besuchen. Jörg möchte Khadim helfen und in dem Ferienaus von Khadim und Anna eine Solaranlage installieren.

Bevor wir Gambia durchqueren, kaufen wir in der Apotheke noch Babymilchpulver für Bonsai. Diesmal wollen wir über Banjul fahren und die Fähre nehmen. Die andere Strecke über die Brücke kennen wir ja schon. Zuvor haben wir schon wieder viele Geschichten über Banjul gehört. Von schlechter Polizei, überall Korruption, viele Kontrollen usw. Auch hier gilt wieder, bevor wir was bestätigen können, überzeugen wir uns selber. Im Senegal werden die Pässe ausgestempelt und der Transitschein ausgestellt. Bezahlen müssen wir nichts.

In Gambia verlängern wir den Transitschein um drei Tage, Der Zoll erlaubt für den schnellen Transit nur den Weg über die Brücke, die Fähre ist davon ausgenommen. So haben wir mehr Zeit für Gambia und Banjul. Super

Pässe abgestempelt, Transitschein ok. Dann fragt die Polizei was Anja auf dem Arm hat. Sie antwortet:“ Eine Katze“

„Wo sind den die Papiere der Katze? Es ist nicht erlaubt Tiere ohne Papiere nach Gambia einzuführen.“

Von unserem bellenden Hund, der im Auto auf dem Fahrersitz Platz genommen hat, nimmt keiner Notiz.

Anja sagt: „Wir wollen die Katze garnicht einführen, wir haben sie hier in Gambia an der Straße gefunden. Wir wollen die Katze ausführen.“

„Ach ausführen“,sagt die Polizistin ,“das ist natürlich kein Problem, dafür brauchen wir keine Papiere.“ Sie schmunzelt und unter ihrem Schreibtisch schaut uns eine dicke Polizeikatze mit lautem Schnurren nach. So lernt Bonsai auch Gambia kennen. Korrupte Polizei können wir nicht bestätigen.

Wir nehmen eine sehr schöne Piste, die in der Regenzeit sicher nicht befahrbar ist.

Wir fahren zur Fähre nach Banjul und sind gespannt wie nun die Überfahrt klappt. Das Fährenpersonal am Hafen ist sehr hilfsbereit und zeigt uns den richtigen Weg. Hinter die Absperrung fahren, Ticket kaufen und auf zugewiesenem Parkplatz auf die Fähre warten. LKWs und Transporter müssen vor dm Ticketkauf auf die Waage. Dann wird der Ticketpreis errechnet. Wir haben etwas Zeit und kaufen noch frisch gebackenen Kuchen und kalte Getränke. Es ist wirklich sehr heiß heute. Unser Kleintier-Zoo hechelt vor sich hin.

Beim Be-und Entladen der Fähre kommt es zu kleineren Staus. Fußgänger, Leute mit Handkarren, Mopeds, PKW und LKW wollen alle gleichzeitig an Land. 

In Yayeme am Ferienhaus angekommen, installieren wir die Solaranlage, machen hier und da noch Reparaturarbeiten am Haus, (Türen streichen, Fenster verputzen, Fensterbänke anbringen usw.) und erkunden die Umgebung bis nach Palmerin. Kein Meer unmittelbar vor der Haustür, aber zum Fluß ist es auch nicht weit.

Dank der guten Pflege gedeiht Bonsai prächtig.